Ein Stück Lisa
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Essen ist für mich nie einfach nur Essen. Es ist Nähe, Vertrautheit, manchmal Trostspender und oft auch meine Sprache der Liebe. Besonders wenn die Kinder mal nicht da sind und mein Mann und ich gemeinsam in Ruhe essen können, ist das für mich ein stiller, intensiver Moment. Diese kleinen Auszeiten am Esstisch bedeuten mir viel – sie geben Halt, schaffen Verbindung und Ruhe. Doch so schön diese Momente auch sind, sie haben manchmal einen Beigeschmack. Denn da ist auch dieses Ungleichgewicht in mir – zwischen Überangebot und Überforderung, zwischen Genuss und Kontrolle. Ich merke, dass mir die Balance fehlt. Mein Kopf kennt nur Schwarz oder Weiß: entweder esse ich, um zu leben, oder ich lebe, um zu essen. Diese Grauzone dazwischen – das bewusste Genießen ohne Druck – ist noch nicht richtig greifbar für mich. Aber ich spüre, dass sie existiert. Und ich lerne, sie anzunehmen.
Genau deswegen gibt es diesen Ort hier. Weil ich daran glaube, dass gutes Essen nicht laut sein muss. Es muss nicht spektakulär sein, nicht teuer, nicht kompliziert. Es muss nicht Instagram-tauglich aussehen oder Pinterest-perfekt sein. Es darf einfach sein – ehrlich, bodenständig und voller Seele. Ich liebe klassische Hausmannskost – herzhafte, sättigende Gerichte, die Wärme schenken und Erinnerungen wecken. Aber ich bin auch neugierig auf die Küchen anderer Kulturen. Ich liebe neue Gewürze, spannende Kombinationen und Gerichte, die Geschichten erzählen. Trotzdem wirst du bei mir eher selten die Foodtrends finden, die aus fünf Zutaten bestehen, von denen drei kaum jemand im Vorratsschrank hat. Diese Gerichte sehen vielleicht hübsch aus, aber oft fehlt ihnen das gewisse Etwas – und noch häufiger passen sie einfach nicht in den Alltag.
Ich möchte nicht zehn Läden abklappern, nur um ein einziges Rezept umzusetzen. Ich möchte unkompliziert kochen – mit Zutaten, die ich kenne, liebe und die leicht zu bekommen sind. Denn Essen soll nicht stressen, sondern nähren – im besten Sinne. Vielleicht machen Foodtrends das Auge satt. Aber meine Rezepte sollen das Herz satt machen. Und das Wohlbefinden gleich mit.
Deshalb koche ich so, wie ich lebe: alltagstauglich und familienfreundlich. Am Esstisch sollen alle glücklich sein. Meine Gerichte sind so konzipiert, dass ich nicht fünfmal den Herd anschmeißen muss und nicht tausend Extrawünsche erfüllen muss. Es soll einfach schmecken – und zwar allen, möglichst gleichzeitig. Klar, auch bei uns gibt es mal einen kleinen Nörgler oder einen Teller, der halb voll bleibt. Aber meistens stehen wir zufrieden auf. Und das ist es, worauf es ankommt.
Ich weiß, wie es ist, jeden Cent dreimal umzudrehen. Ich bin so aufgewachsen, und dieser Gedanke hat mich nie ganz verlassen. Deshalb achte ich darauf, dass meine Rezepte auch ins Budget passen. Dass sie sich wirklich fast jeder leisten kann. Natürlich gibt es ab und zu Ausnahmen – weil es auch mal etwas Besonderes sein darf. Aber im Kern geht es bei meiner Wohlfühlküche darum, dass Einfachheit nicht Verzicht bedeutet, sondern eine Entscheidung für mehr Leichtigkeit, mehr Ehrlichkeit und mehr Genuss.
Meine Wohlfühlküche ist nicht nur Essen. Sie ist ein Gefühl. Eine Einladung, es sich gutgehen zu lassen – ohne Druck, ohne Schnickschnack. Sie ist wie ein Urlaub für die Seele. Und sie beginnt bei dir zu Hause, mit dem ersten Bissen.